«Der Waldfriedhof ist auch ein Museum», erklärt Markus Sieber, und die knapp zwei Dutzend Mitglieder des Museumsvereins, die am Samstag, 19. Juni, auf seiner anderthalbstündigen Führung spannende Museumsgeschichten vernehmen, stimmen ihm gerne zu. Wenn man dies in letzter Konsequenz weiterdenkt, dann ist Markus Sieber zumindest ehrenamtlicher Museumskurator, wenn nicht sogar Museumsdirektor – und dies im ältesten noch existierenden Museum Schaffhausens, denn der Waldfriedhof wird bereits 1914 eröffnet.
Dass der Waldfriedhof nicht nur ein Ort der Besinnung und von hochstehender Landschaftsarchitektur ist, sondern tatsächlich auch Museumscharakter besitzt, wurde allerspätestens im Rahmen des 100-Jahr-Jubiläums mit dem Schweizerischen Kunstführer „Der Waldfriedhof Schaffhausen“ klar. Gegen diesen kann man nichts einwenden – ausser, dass er «nur» ein Kunstführer ist.
«Der Waldfriedhof ist ein Vielspartenmuseum», betont Markus Sieber. Hier ruhen tatsächlich derart viele Persönlichkeiten, die sich um unsere Museen und die museumsnahen Vereine verdient gemacht haben, dass man problemlos drei verschiedene Führungen durchführen kann. Darauf kommen wir bei Gelegenheit gerne zurück! «Der Waldfriedhof wird von der Stadtgärtnerei hervorragend gepflegt, daran gibt es nichts zu kritisieren», erklärt Sieber, «doch die Frage, welche Gräber auch nach Ablauf der Grabesruhe stehen bleiben dürfen, hat man allzu lange nur nach kunsthistorischen Kriterien beantwortet. So ist beispielsweise das Grab von Museumsdirektor Walter Ulrich Guyan (1911-1999) verschwunden.» Seit aber Markus Sieber vor einigen Jahren begonnen hat, die Biografien der hier ruhenden Schaffhauserinnen und Schaffhauser in Führungen in Erinnerung zu rufen, hat sich dies bereits wesentlich verbessert.
Allerdings sind nicht alle Inschriften auf den vom Museumsverein besuchten Gräbern gut lesbar. Wir werden diesen Umstand als Museumsverein im Auge behalten und uns überlegen, wie wir Museumskurator Sieber in dieser Hinsicht unterstützen können. Denn, keine Frage, der Waldfriedhof ist auch ein Vereinsfriedhof, wo wir nicht nur den beiden ersten Präsidenten Hans Käser und Bernhard Peyer begegnen können, sondern auch diversen Ehrenmitgliedern.
Hoffentlich sind Sie nun ein bisschen enttäuscht darüber, dass Sie hier nichts über die konkret besuchten Gräber und deren Geschichten erfahren. Wir werden dies auf unserer Homepage Grab für Grab, Persönlichkeit für Persönlichkeit nachholen. Auf die eine oder andere Biografie dürfen wir jetzt schon sehr gepannt sein: Wer kennt zum Beispiel die Schaffhauser Künstlerin Hedwig Offermann (1887-1914) oder besitzt gar Werke von ihr? (schi)
Zwei Literaturhinweise: Zara Tiefert-Reckermann. Der Waldfriedhof Schaffhausen. Schweizerischer Kunstführer. Hersg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2014; Hans Ulrich Wipf. Die Schaffhauser Museumsfrage. Von den Anfängen bis zur Eröffnung des Museums zu Allerheiligen im Jahre 1928, in: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte, hrsg. Historischer Verein des Kantons Schaffhausen, 82/83, 2008/09.